der Gesellschaft («Into The Wild»). Moralinverseuchtes hat in den Kinosälen kaum mehr etwas verloren. Wie die Kunst reagiert auch die Unterhaltungsindustrie auf den Zeitgeist – schlechte Zeiten dienen der Inspiration und fördern den Mut. Es gibt nichts zu verlieren.
Bereits am Anfang von «No Country For Old Men» erzählt uns Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) als Off-Stimme vom Gestern, das so anders war als das Heute. Dazu liefern die Gebrüder Coen Bilder von der texanischen Wüste, die sich seit den letzten heroenhaften Abenteuern der Wild-West-Helden nicht verändert hat. Die Zeit scheint jenseits der Zivilisation stillgestanden, auch wenn sich diese Einschätzung letztlich als visuelle Falle entpuppt. Der Film erzählt die Geschichte von Llewelyn Moss (Josh Brolin), der bei der Antilopenjagd auf ein kurz zuvor geschehenes Blutbad stösst. Mitten in der Wüste findet er von Kugeln zersiebte Leichen. Ein schiefgegangenes Drogengeschäft, das mit einem Massaker endete. Der letzte Überlebende fleht um Wasser, doch Moss kann ihm nicht helfen. Dafür hilft er sich selbst: mit dem Drogengeld – zwei Millionen Dollar in einer schwarzen Tasche.
Die Existenz von Moss und seiner Frau, die wie jene von Tausenden in einem schäbigen Trailer in den Hinterhöfen der Gesellschaft ihren ewigen Parkplatz gefunden hat, scheint gerettet. Geld bedeutet ein neues Leben, doch Moss lässt sich vom Gutmenschen in sich an den Tatort zurückführen, weil ihn das Bild des Verdurstenden nachts nicht schlafen lässt. Und damit ist er mittendrin in jener Welt, die er ansonsten nur aus den Nachrichten kannte.