Entsteht daraus nicht ein Dilemma? Einerseits möchten Sie eine gewisse Privatsphäre wahren, andererseits laden die Texte geradezu dazu ein, tiefer zu bohren.
Ja. Ich bin eben töricht. Aber was kann ich machen? Das ist halt die Art, wie ich Songs schreibe. Anders kann ich es nicht.
Hat es «Opfer» Ihrer Schreibe gegeben, die sich beschwerten über die Art und Weise, wie sie in Ihren Liedern dargestellt wurden?
Nur mein Bruder. «Alfie» auf dem ersten Album handelte von ihm. Er hasste den Song. Ich dachte, er würde ihm echt gefallen. Aber er war sauer und es ging eine ganze Weile, bis wir das wieder ausgeglättet hatten. Jetzt ist er happy. Er dachte, ich wollte nur seine Schwächen anprangern, dabei sollte es ein freundlicher Rat von der älteren Schwester sein.
Auf dem neuen Album finden sich zwei, drei geradezu zarte Songs. «He Wasn’t There» handelt von Ihrem Vater, nicht wahr?
Mhm. Na und?
Was hält er von dem Lied (Anmerk. des Autors: darin klagt Allen ihr Leid, den Vater als Kind praktisch nie gesehen zu haben, erklärt aber, dass jetzt alles in Butter sei und sie ihn liebe)?
Ich glaube, es gefällt ihm. Ich hoffe es. Ich habe es ihm noch nicht vorgespielt. Ich emailte es seiner Freundin, und die sollte es weiterschicken.
Mussten Sie sich einen Ruck geben, sich in die Stimmung zu versetzen, die einen so unironischen Song hervorbringen konnte?
Gar nicht. So fühlte ich mich halt an dem Tag im Studio. Es passte zur Melodie, die Greg gerade spielte.
Und der Mann, den Sie in «Not Fair» dran nehmen? Wie hat der das verstanden (Anmerk. des Autors: hier beschwert sich Allen, dass ihren Gelüsten im Bett zuwenig Beachtung geschenkt werde)?
Der ist so überzeugt von seiner Grossartigkeit, dass er gar nicht merkte, dass der Song von ihm handelt. Dabei drücke ich mich in dem Song ja ziemlich klar aus. Ich verstehe allerdings nicht, warum das aussergewöhnlich sein soll. Ja, es kommt mal wieder ein Blowjob vor. Aber das gehört eben zum Leben. Warum nicht drüber schreiben?
Wie haben sich Ihre Ambitionen verändert seit Ihren Anfängen?
Vor zwei, drei Jahren bestand meine Ambition darin, in möglichst jungen Jahren genug Geld verdient zu haben, damit ich nicht so hart