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das kulturelle überformat
Nr. 21 / 9. Februar 2009
#Im Gespräch mit der Gruppe Franz Ferdinand
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musik
Im Gespräch mit der Gruppe Franz Ferdinand

Instrument missbraucht hat. «Da ist immer noch so ein Slacker-Vibe, wo jeder so tut, als wär’s ihm egal. In Britannien dagegen herrscht dieser angespannte, modebesessene Ehrgeiz, andere zu beeindrucken. Wenn ich durch das East End von London gehe, sehe ich lauter Neurotiker, die unbedingt Eindruck machen wollen. Irgendwie ist das auch cool, weil sie viel Energie darauf verwenden, zu kommunizieren, was ihnen durch den Kopf geht. Auf gewisse Weise mag ich beides.» Der Entschluss, für die Aufnahmen weder da noch dorthin, sondern nach Glasgow zu gehen, entsprach dagegen dem Wunsch, «uns bewusst den Erwartungen zu entziehen.»

Kapranos’ Konzept war, dass Franz Ferdinand auf «Tonight» wie «eine Band mit einer Gitarre, nicht wie eine Gitarrenband» klingen sollten. «Aber wenn die Gitarren einmal reinkommen, dann sind sie voll da. Das Ende von ‹What She Came For› ist zum Beispiel so heavy, wie wir noch nie geklungen haben. Ich kann mich erinnern, wie ich zu Dan Carey sagte: ‹Wenn dieser Teil kommt, muss das klingen wie ein nuklearer Holocaust.› Am Anfang von ‹Can’t Stop Feeling› sind dagegen nur Bass, Schlagzeug und Gesang drauf, das ist alles. Und dann ist da wiederum ‹Turn It On›, wo wir einen elektronischen Song fast unmerklich in einen richtigen Rocksong transformieren. Das ist wie diese Idee des gekochten Frosches. Wenn man einen Frosch ganz langsam erhitzt, dann merkt er nicht, dass er gekocht wird. Genauso ist das mit der Stimmung dieser Platte, ein subtiler, flüssiger Übergang ins Extreme.»

Einige Kritiker behaupten ja, Franz Ferdinand hätten sich gar nicht so sehr verändert, wie sie behaupten. Vielleicht ist ihnen bloss noch nicht bewusst geworden, dass das Quartett sie wieder einmal eingekocht hat…



























Franz Ferdinand
«Tonight» (Domino)

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