Mit derselben Frage werden auch die Menschen in «Milk» konfrontiert. Jahrzehnte lang wurde die gleichgeschlechtliche Liebe in den USA verfemt und verfolgt. In Razzien wurden Homosexuelle verhaftet und anschliessend gesellschaftlich geächtet. Als der New Yorker Versicherungsvertreter Harvey Milk sich 1970 nach San Francisco aufmacht, ortet er in seiner neuen Heimat, im Stadtviertel Castro, eine Möglichkeit, der Homosexualität einen kommunalen Zusammenhalt zu geben. In der Folge flüchteten Schwule in grosser Zahl aus allen Bundesstaaten an diesen verheissungsvollen Ort. Doch Milk wollte mehr. Er wollte auf politischer Ebene die Gleichberechtigung durchsetzen. Er kandidierte für den Stadtrat, was ihm nach mehreren Versuchen auch gelang. Und er sorgte dafür, dass San Francisco zu einer der liberalsten Metropolen des Landes wurde. Doch in seinem Bemühen stiess auch er auf Leute, die sich mit dem alltäglichen Ausleben ihrer Sexualität ohne Angst der Verfolgung begnügten. Schweigen oder auf die Strasse gehen – das stand zur Debatte. Den Krieg als Befehlsempfänger durchsitzen oder aber den Führer töten, war die Frage bei Stauffenberg.
Klar: Der Oberst mit blauem Blut aus bestem Kreise, elegant und charismatisch; und der temperamentvolle, unternehmungslustige, lebensfreudige Harvey Milk hätten sich wohl kaum gemocht. Aber als Männer mit einer höheren Mission hätten sie sich respektiert. Und solche Menschen, die so konsequent für einen Gegenentwurf kämpfen, werden auch mit ihrer personifizierten Antithese konfrontiert. Bei Milk war dies Dan White, ein Stadtrat der alten Schule. Ein Familienmensch mit religiösem Unterbau, der sich mit