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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Stephen King & Frank Darabont
  6/7
dossier: Stephen King
Stephen King & Frank Darabont

Geschichten haben. Es darf keine klischierten Charaktere geben, die unrealistisch sind.

Hat sich auch in dieser Hinsicht ihr Schreibstil über die Jahre entwickelt?

SK: Nun, ich kenne heute so um die 3000 Wörter mehr als zu Beginn meiner Karriere. Ich bin auch nicht mehr so wütend wie früher. Ich bin nun sechzig Jahre alt und halte mich an diesen Song von Elvis Costello, «Red Shoes», in dem er singt: «I used to be disgusted, now I try to be amused». Ich bin zwar überhaupt nicht amüsiert, aber die Wut hat sich eher Richtung Hoffnungslosigkeit verlagert. «The Mist» ist in dieser Hinsicht eigentlich ein reifes, ein sehr dunkles Werk.

FD: Je älter Stephen wird, desto weniger wütend ist er. Bei mir ist es umgekehrt. Dies ist ein wütender Film eines wütenden Regisseurs. Es gibt zwar noch diesen sonnigen Optimisten irgendwo in mir drin, aber der wird immer häufiger geschlagen. Als ich jung war, dachte ich immer, es liesse sich eigentlich alles irgendwie lösen. Mittlerweile weiss ich, dass es dafür einen Willen braucht, den ich bei vielen schlicht nicht erkennen kann. Natürlich habe ich ein Rest Hoffnung in mir, aber mir geht es wie Tim Robbins und Morgan Freeman in «Shawshank», die darüber argumentieren, ob Hoffnung eine gute Sache sei oder etwas Dummes. Ich stecke irgendwo dazwischen fest.

Welche Geschichten von Stephen King würden sich in dieser Verfassung, in der Sie sich befinden, für eine Verfilmung eignen?

FD: Wahrscheinlich die seltsamste Geschichte, die Stephen je geschrieben hat, und zwar unter seinem Pseudonym Richard Bachman: «The Long Walk». Da warst Du doch noch auf der High School, als Du das geschrieben hast?

SK: Nein, im College.

FD: Das ist ein unglaublich reifes Werk für einen, der noch zur Schule geht. Aber das ist, denke ich, unter dem Einfluss des Vietnam-Krieges entstanden.

SK: Oh ja. Ich begann dies 1967 zu schreiben.

Zu dieser Zeit wurden Sie sicher von anderen Autoren beeinflusst. Können Sie einige nennen? Und was lesen Sie heute?

SK: Richard Mathesons «I Am Legend» von 1954, dessen Verfilmung ja zurzeit in den Kinos ist, hatte einen wesentlichen Einfluss auf mich. Robert Block auch. Heutige Autoren? Jack Ketchum, Bentley Little, Kelly Link. Ich lese mich durch ein breites Spektrum und nicht nur durch Artverwandtes, das wäre doch ziemlich langweilig.

Und Sie, Frank?