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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Porträt
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dossier: Stephen King
Porträt

Böse. Die Guten sammeln sich in Boulder, Colorado. Und die Bösen: treffen sich in Las Vegas. Der Rest vom Amiland ist leer, überlaufen von sich schlagartig vermehrenden Wildtieren, Wölfen, Hirschen, Waschbären, die die toten Riesenstädte in Besitz nehmen: Gute wie Böse werden gemächlich, jeder auf ein paar Dutzend Seiten, ins Lazarett unseres Bewusstseins geführt. Und King, das tut er immer, hält zu den Guten. Er ist wie seine kaum weniger kommerziellen Kollegen John Irving, John Updike oder T.C. Boyle besessener Humanist und damit beständiger Richter des eigenen Landes. Durch seine Fähigkeit, jeden zweiten Absatz den Blick mit einem anderen Mitgefangenen im Jammertal zu teilen und seine Leser dabei niemals aus der brüderlichen Umarmung des Yankeebären zu entlassen, wird er, wenn man ihn lässt, zum Freund.

Nach fast zwei Jahrzehnten an meiner Seite lässt mich King übrigens langsam wieder ziehen, er ist eigentlich nicht mehr mein Lieblingsschriftsteller, bloß noch einer der wichtigen, es gibt keinen neuen Liebsten, denn auf krude Weise wird man als King-Leser auch zum Demokraten. Als Beweisführer einer Tatsache bleibt er mein bester Freund: dass die ärgsten Räubersg’schichten lenkbar bleiben, wenn ihre Mitspieler stimmen. Eines Tages werde ich in die USA fahren.

© Ernst Molden. Exklusive Vorab-Veröffentlichung. Dieser Text erscheint im Frühjahr 2008 in der Anthologie «Unwürdige Lektüren – Was Autoren heimlich lesen», hrsg. von Thomas Keul bei Schirmer & Graf.




Der neue Roman von Stephen King heisst «Duma Key» und ist im Original im Januar bei Scribner, New York erschienen ($ 28). In der deutschen Übersetzung (Wulf Bergner) erscheint er mit dem Titel «Wahn» am 18. Februar 2008
bei Heyne, 896 Seiten, € 22,95 / CHF 39,90.

Textprobe «Wahn» (pdf) »

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Zur Kolumne von Ernst Molden in dieser Ausgabe »