Davon träumen viele: einfach alles stehen und liegen lassen, neu anfangen, der Gesellschaft – wenn auch nur für eine bestimmte Zeit – den Rücken kehren. Umsetzen tun es die wenigsten. Christopher McCandless hat es getan. Nach einem ausgezeichneten College-Abschluss, für den ihm der Vater ein Auto kaufen will, beschliesst er, das Geschenk und die vielversprechende Zukunft auszuschlagen. Beeinflusst von den Schilderungen Jack Londons in «Der Ruf der Wildnis» und von Henry David Thoreaus «Walden: Ein Leben in den Wäldern» sowie fasziniert von den Werken Leo Tolstois, macht er sich auf, das Abenteuer zu suchen. Die Ersparnisse von 24'000 Dollar vermacht er einer Hilfsorganisation und ändert seinen Namen in Alexander Supertramp.
Diese Reise begann im Mai 1990. Zwei Jahre später, im August endete sie, als Elchjäger den Leichnam eines völlig ausgemergelten Jungen in der Wildnis von Alaska entdeckten. Diese Geschichte hat den Autor Jon Krakauer, der mit seinem persönlichen Erlebnisbericht vom Mount Everest mit dem Titel «Into Thin Air» bereits für Aufsehen sorgte, so sehr bewegt, dass er sich auf die Spuren dieses Jungen begab. «Into The Wild» hiess dann jenes Buch, das auch in deutscher Sprache erfolgreich war. Dass nun Sean Penn, einer der heftigsten Kritiker der heutigen US-Regierung, mit dem gleichnamigen Film scheinbar weit entfernt von einer politischen Anklage die unendliche Freiheit bis zum bitteren Ende auf die Leinwand gebracht hat, mochte zunächst viele erstaunen. Doch Penn ist nicht der Mann, der in seiner Kunst Gesellschaftskritik in Leuchtschrift präsentiert.