Es ist so eine Sache mit den Genres. Wer an der Kinokasse erfolgreich sein will, sollte sich an die klar abgrenzenden Definitionen halten. Ein Familienfilm ist ein Familienfilm ist ein Familienfilm. Krieg ist Krieg und Horror ist Horror. «Don’t mix it!», heisst ein kommerzielles Gesetz der Unterhaltungsindustrie. Ansonsten lässt sich das Produkt nicht verkaufen.
Im Falle von «The Mist» ist der Mischsatz der Genres beträchtlich: da trifft ein Horrorfilm im Stile der alten B-Movies aus den fünfziger Jahren auf ein existenzielles Kammerstück über das menschliche Verhalten. In seinen Büchern hat Stephen King diesen doppelten Boden zwar permanent ausgelegt, aber er ist nicht sichtbar. Die zweite Dimension sitzt zwischen den Zeilen, deshalb lassen sich seine Horrorstories auch als ganz oberflächliche Grusel-Unterhaltung lesen.
Regisseur Frank Darabont sieht nicht nur die menschlichen Abgründe in Kings Werk glasklar, er will sie auch für alle sichtbar auf die Leinwand bringen. Auch deshalb wählte er für seine beiden ersten King-Adaptionen eher untypische Vorlagen: «The Shawshank Redemption» und «The Green Mile». Doch nun wollte er allen demonstrieren, dass auch in einer klassischen King-Geschichte ganz viel über uns steckt. Und «The Mist» bot sich deshalb gerade an, weil Darabont darin auch ein Kommentar zur Lage der Nation erkennen kann. Er nennt ihn einen wütenden Film eines wütenden Regisseurs. Wer ihm dies nicht glaubt, der braucht nur auf das Ende des Films zu warten. Wer dann kreidebleich den Kinosaal verlässt, kann nicht mehr behaupten, er hätte Darabonts Wut nicht auch mitgekriegt.