Angetan war Richard Prince auch von den Amateur-Fotos, die Biker von ihren Freundinnen machten, die sich in Posen schmissen, die offenbarten, wie sehr die visuelle Kultur von Werbebildern penetriert ist. Die Serie «Girlfriends», die 1990 ihren Anfang nahm, zeigt die Frau als Objekt im Spannungsfeld von Verführung, Sex und Gewalt.
Zu sehen sind diese Schlüsselwerke zusammen mit allen anderen relevanten Werkgruppen, die 30 Jahre Kunstschaffen überblicken, im Rahmen der aktuellen Retrospektive im Guggenheim Museum, die speziell für New York entworfen wurde. Die Ausstellung verläuft entlang der spiralförmigen Rampe, des einzigartig geschwungenen Rundbaus von Frank Lloyd Wright (1869–1959) und führt schliesslich in zwei grosse Säle, in denen neben den «Nurses» (ab 2002) – übermalte Covers von Krankenhaus Pulp Fiction – auch Princes jüngste Gemäldeserie «De Koonings» (2007) auffällt. Die Serie zeigt, dass Richard Prince beim «Aneignen» und «Zitieren», beim «Samplen» und «Kopieren» selbst vor Werken anderer Künstler nicht Halt macht. Doch sind die riesigen mit Acrylfarbe teilweise übermalten und mit Schnipseln aus Pornoheften collagierten Tintenstrahldrucke auf Leinwand als «seine Art» der Hommage an den abstrakten Expressionsten Willem de Kooning (1904 bis 1997) zu lesen, der mit vehementen «Frauenbildern» seinerzeit selbst einen Skandal ausgelöst hatte.
Richtig «gestohlen» dagegen war die Fotografie, die Brooke Shields, zehnjährig, nackt, mit eingeöltem Körper und lasziv in einer Badewanne posierend, zeigt. Richard Prince hatte das Bild, das der Fotograf Gary Gross im Auftrag von Shields Mutter 1976 – zwei