Untitled (fashion), 1982–84
Ektacolor photograph, unique
101.6 x 68.6 cm
© Richard Prince

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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Richard Prince
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kunst
Richard Prince

Als Richard Prince zum ersten Mal ein Werbefoto aus einem Zeitschriftenmagazin «refotografierte», wollte er das Bild natürlicher erscheinen lassen als es das ursprüngliche Foto war. Diese Erhöhung zu einem eigenständigen Bild, sprich autonomen Kunstwerk, erreichte Prince durch Isolation und Vergrösserung. Doch Prince interessiert sich nicht für die Mechanismen des Kunstsystems, das um die Begriffe Copyright und Originalität organisiert ist, sondern vielmehr dafür, den Blick für die alltägliche visuelle Kultur zu schärfen und diese dadurch aufzuwerten. 1977 stellte Prince erstmals abfotografierte Zeitschriftenbilder aus und präsentierte sie unter dem Titel «Untitled (living rooms)» als seine eigene, eigenständige  Bildidee: vier Ansichten von luxuriösen Wohnzimmereinrichtungen aus dem New York Times Magazine. Für Prince bedeutet Aneignung eine neue Ebene des Realen. Im Sinne Duchamps heisst das: der künstlerische Eingriff gibt ihnen ihre Aura zurück...

Berühmt geworden ist Richard Prince mit seinen aus der Marlboro-Werbung abfotografierten Cowboys aus den achtziger Jahren. Von ihren Werbeslogans «befreit», stellt er die ultimativen Ikonender US-amerikanischen Alltagskultur in ausladenden Formaten ins Museum. Ein Bild aus dieser Serie, «Untitled» (cowboy), 1989, kam vor zwei Jahren bei Christie’s unter den Hammer. Das Bild mit einem lassoschwingenden Cowboy, der unter wolkenverhangenem Himmel aus dem Bild reitet, erzielte 1,25 Millionen Dollar. Mit dem Cowboy, der mit Reagan ins Weisse Haus einzog, versinnbildlicht Prince die gleichzeitige Anziehung wie kritische Distanz zur Massenkultur.