Das kommt gelegentlich wie ein Katalog der Geheimwissenschaften mit korrekten Beschreibungen von deren Eigenschaften, Eigenarten und den zelebrierten Brimborien daher. Insofern ist «Die heilige Krankheit» auch eine Chronik und Kritik der Folgen der 68er-Revolte, aus deren Dunstkreis heraus die Eltern den Sohn zu therapieren versuchen und letztlich scheitern. Da sie eben «68er» sind, ergeben sich immer wieder Kontakte zu abgedrifteten Mitrevoluzzern, zu deren Freunden oder Bekannten. Abgehoben haben viele Leute in dieser Zeit aufgrund der Frustration darüber, dass sich eben weder die Hippie- noch die APO-Revolution auf Dauer eins zu eins auf den Alltag übertragen liess. Man suchte nun den «Fortschritt» und die «Erkenntnisse» in obskureren traditionellen oder auch neuen esoterischen Lehren und Zirkeln.
Sektenrummel
Etwa bei den Rosenkreuzern. Diese 1614 am Vorabend des Dreissigjährigen Krieges und in der Folge der Reformation entstandene geheime Bruderschaft war zur «Überwachung» der spirituellen Entwicklung der Menschheit gegründet worden. Das Ganze verlief sich dann in den Kriegswirren, wurde aber Ende des 19. Jahrhunderts von selbsternannten Erben wieder zum Leben erweckt. Davids Eltern schliessen sich dem Bund an, ja, sie richten sogar in ihrer Garage eine noch nicht existierende «Sektion Orléans» für Zusammenkünfte ein. Als man endlich einsieht, dass es sich bei diesem Hokuspokus um Humbug handelt, werden die Ku-Klux-Klan-artig gewandeten – weisse Kutte, spitze Kapuze – Mitglieder aus dem Tempel respektive der Garage gejagt.