Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Surreal Things – Surrealism and Design
  4/11
kunst
Surreal Things – Surrealism and Design

Prinzipien des Surrealismus eine visuelle Verbindung zwischen Auto und Supermodelhintern herstellte, machte man eine Scheusslichkeit in Sachen Design – das doofe Hinterteil des Wagens – nicht nur plausibel, sondern auch noch «sexy».

Andere Surrealisten im Grab – das macht die inspirierende neue Surrealisten-Ausstellung im Londoner V&A-Museum klar – würden sich flugs zum Hinduismus bekehren und als gigantische faule Tomate reinkarnieren lassen, um die gesamte irdische Werbung unter ihrem Gewicht zu erdrücken, wüssten sie, dass die Erben von Salvador Dalí heute Megaverdiener sind, dass die ästhetischen Tricks von Man Ray zum fotografischen Anfängervokabular gehören und dass sich jeder Langweiler mit ein bisschen Software in einen libidostrotzenden Surrealisten verwandeln kann.

In der Tat stellten die Surrealisten die erste künstlerische Bewegung dar, die sich ernsthaft Gedanken über die Konsequenzen ihrer Arbeit machten, wenn sie sich auf Kompromisse mit der Welt des Kommerz einliessen (die geistesverwandten Dadaisten hatten solche Probleme weniger – ihre Konfrontationspolitik war gleichzeitig zu verspielt und zu abstrakt, als dass sie Gefahr gelaufen wären, modische Bestseller zu produzieren). Einige Surrealisten – Man Ray als Beispiel – machten keinen Hehl aus ihrem Vergnügen, Geld zu verdienen. Andere waren Puristen ersten Grades und hielten solche Absichten für im höchsten Grade verwerflich. Als Max Ernst und Joan Miró 1926 auf Bestellung von Serge Diaghilev ein Bühnendekor für die Aufführung von «Romeo und Julia» entwarfen, das auf der Surrealistentechnik des «automatischen Malens» basierte, organisierten die Dichter André Breton und Louis Aragon bei der Premiere einen Eklat, indem sie und der Rest des harten Surrealistenkerns im Ballettsaal ein Trillerpfeifenkonzert inszenierten. «Es ist unzulässig, dass sich Ideen nach dem Befehl des Geldes richten», proklamierten sie im Protestpamphlet. Sorgenvoll, ja, melancholisch, fügten sie dem hinzu: «Es vergeht kein Jahr, in welchem sich nicht einer, den wir für unumstürzlich