© Pia Zanetti

 

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das kulturelle überformat
Nr. 2 / 26. Februar 2007
#Mummenschanz
  4/5
bühne
Mummenschanz

Warum der Begriff KleinKunst bei Mummenschanz dennoch den Gedankeneingang findet, liegt wohl daran, dass der Zuschauer am Bühnengeschehen ganz nah dran ist. Die Bühne wird zum interaktiven Schauplatz. «Jeder kann sich zu seiner Zeit einloggen und mitspielen», sagt Bernie Schürch, «wir wissen nie im voraus, wie eine Aufführung ankommt und das jeweilige Publikum reagieren wird». Das spezifische Element bei Mummenschanz ist die Maske mit all ihren Möglichkeiten. Die veränderbaren Gesichtsmasken, die Ganzkörpermasken, die dreidimensionalen Kopf-Objekte, die zerleg- und zusammensetzbaren Figuren. Immer geht es um Verhaltensweisen und Gefühle und die Darstellung von Befindlichkeiten mit visuellen Mitteln. Die Geschichten verändern sich in der Vorstellung des Zuschauers und werden dadurch immer wieder neu erzählt. Darin liegt die Faszination für beide Seiten: Akteure und Publikum.

Den entscheidenden Durchbruch schafften Mummenschanz 1977 in New York. Noch nie hatte sich eine Theatergruppe mit einem Programm ohne Worte und ohne Musik während dreier Jahre am Broadway halten können. In dieser Zeit mussten sie sich «vervielfältigen» und andere Mimen beiziehen, um die weltweite Nachfrage nach Mummenschanz zu befriedigen. «Es hat neben uns nie mehr als eine sogenannte Zweitgruppe gegeben», präzisiert Schürch. «Nach der Broadway-Saison tourte während zehn Jahren neben uns auch eine zweite Gruppe, die zu verschiedenen Zeiten auch mit wechselnden Ensemble-Mitgliedern agierte. Seit Anfang der neunziger Jahre sind jedoch nur noch wir selber auf Reisen, Floriana Frassetto und ich sowie zwei weitere Mitspieler.»