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das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Buch
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tipps
Buch

Der Papst, den ich gekannt habe
Hans-Ulrich Treichel

ra. Um den Protagonisten, diesen Anti-Antihelden, aus Hans-Ulrich Treichels neuer Erzählung «Der Papst, den ich gekannt habe» wirklich zu begreifen, bedarf es eines Auszuges: «Ich könnte auch sagen, daß ich so gut englisch spreche, wie ich Klavier spiele. Denn ich spiele sehr gut Klavier. Beneidenswert gut. Englisch ist immer meine erste Fremdsprache gewesen und Italienisch nur meine dritte. Sie können sich also ausrechnen, wie gut ich Klavier spiele, wenn das Italienisch, das ich besser als so mancher Italiener spreche, nur meine dritte Fremdsprache ist.» In dieser unbescheidenen Art,  beschreibt der Ich-Erzähler uns seinen Werdegang. Und wir «hören» ihm staunend zu, verfallen dem Witz der Sprache und dabei manchmal auch fast ihm. Aber nur fast. Treichel ist mit diesem Buch ein Porträt eines Mannes gelungen, dessen Fehlerlosigkeit letztlich in Verkenntnis endet. Ein grossartiges Lesevergnügen.

«Der Papst, den ich gekannt habe» von Hans-Ulrich Treichel. 118 Seiten, gebunden. Suhrkamp Verlag. 
€ 14,80 (D)
/ € 15,30 (A) / CHF 26,40

 

Musik
Thomas Meinecke

ra. «Musik», der Roman von Thomas Meinecke, ist eigentlich schon 2004 erschienen. Es gibt ihn aber jetzt als Taschenbuch. Gelegenheit also, auf dieses formale Meisterstück noch einmal aufmerksam zu machen. Meinecke, neben seiner Berufung als Autor auch Musiker der Band Freiwillige Selbstkontrolle FSK, schildert darin die Geschichte der Geschwister Karol und Kandis. Karol ist Flugbegleiter und Musikfan. In seinen Gedanken und Briefen an die Schwester mischt er Erlebtes mit tiefgründigen Gedanken zur Popkultur. Kandis ist Schriftstellerin und beschäftigt sich mit historischen Ansätzen zu Weiblichem Schreiben. Die abwechslungsweise auftretenden Figuren erzählen beide in der Ich-Person, damit entsteht eine Dialektik beim Lesen, bei der die Figuren zusehends ineinander fliessen und sich plötzlich Karols Philosophie über amerikanische R’n’B-Girls und feministische Ansätze vermengen. Ein gedankenstimulierendes Buch, stilistisch beeindruckend und lange nachhallend.

«Musik» von Thomas Meinecke. Roman. 370 Seiten. Broschur. suhrkamp taschenbuch 3858. 
€ 10,00 (D)
/ € 10,30 (A) / CHF 18,00