Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 8 / 2. Oktober 2007
#Tim Krohn
  2/5
literatur
Tim Krohn

…und schon hockte ein chäses kleines Wölkli auf dem Wasser und tat erst rein gar nüüt ausser ranzenplanggen, und dann päcklete es zeinersmal die Strömung und nahm es mit durab quer übers Bödeli und durch die Rafauslen und Königskerzen und Gliisseli, die dem Bächli nach blühten, und immer gschwinder trieb das Wölkli und löste sich endlich vom Bächli und kam über dem Wiesli ins Schweben und gwagglete ebigs fürnehm auf und nidsi, als wüsste es nicht, dass es nur ein nüüteligs Wölkli war, und hielte sich für ein rundes, gmögigs Schiffli…

aus «Vrenelis Gärtli»



Vor neun Jahren erschien «Quatemberkinder» von Tim Krohn und es war vieles danach anders. Tim Krohn, der 1965 in Nordrhein-Westfalen geborene und im schweizerischen Glarus aufgewachsene Schriftsteller, wurde damit vom Jungtalent zum Bestsellerautor. Und für die Schweiz, die zwar ihre einstigen Grössen vom Kaliber eines Jeremias Gotthelf ehrte, aber die keineswegs zum täglichen Lesestoff zählten, hatte urplötzlich wieder einen neuen Heimatroman zur Hand. Die Geschichte dieser «Quatemberkinder», allen voran die Biographie eines Jungen namens Melk, verband die Mythen und Sagen der Schweizer Bergwelt mit den realen Begebenheiten einer turbulenten Vergangenheit. Krohn erfand dafür eine eigene Sprache, eine Mischung aus Hochdeutsch und verschiedensten Ausdrücken der Schweizer Mundart. So abgefahren einen die Sprache beim lockeren Umblättern der Buchseiten auch vorkommen mag: beim Lesen entwickelt sich daraus ein fast magischer, hypnotischer Rhythmus und es bildet sich auf den Lippen eines Schweizer Lesers des öfteren ein Schmunzeln ob der heimischen Ausdrücke, die ihm selbst oft nicht geläufig, aber verständlich nachvollziehbar sind.