Istituto Luce
Arsia, 1942 (heute Kroatien)
Silbergelatine-Abzug, 61 x 50,5 cm
© Istituto Luce

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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#NeoRealismo
  8/11
kunst
NeoRealismo

Meinungsfreiheit und die Notwendigkeit, sich als Italiener eine neue Identität zu schaffen, heizten das fieberhafte Interesse an Dokumentarischem, am Abbilden der Wirklichkeit und an der Erkundung des Landes an: Es erschienen neue illustrierte Zeitschriften, die ethnographische Feldforschung begann, und man wollte erfahren, wie man in den abgelegenen Provinzen lebte. Die Gesellschaft war im Umbruch, sie brauchte Fotografen, die das Menschliche in all seinen Gegensätzen und an allen Schauplätzen festhielt», schreibt Enrica Viganò.

Propaganda-Apparat

Die Ausstellung ist in einzelne Bereiche gegliedert. Realismus im Zeitalter des Faschismus, Elend und Wiederaufbau, ethnologische Feldstudien, Fotojournalismus und Illustrierte. Ein weiteres Kapitel ist dem neorealistischen Film gewidmet, ein letztes den Hobby-Vereinen, die Ort der Auseinandersetzung waren.

Vieles von dem, was den Neorealismus ausmacht, war schon in den realistischen Ansätzen der Fotografen vorhanden, die in den zwanzig Jahren der faschistischen Herrschaft aktiv waren. Der gigantische Propaganda-Apparat, den das Regime zur Gleichschaltung und Erziehung der Italiener aufgebaut hatte, privilegierte die visuellen Künste, denn sie waren für die Kommunikation mit den oft analphabetischen Massen besser geeignet. So machte 1932 die Jubiläumsausstellung über die faschistische Revolution die Fotografie zum bevorzugten Massenkommunikationsmittel, indem sie auf deren erzieherischen und propagandistischen Wert setzte.