Cesare Barzacchi
Ragazzini di borgata, Rom 1937
(Kinder in einem Armenviertel)
Silbergelatine-Abzug, 30 x 40 cm
© Eredi Cesare Barzacchi

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das kulturelle überformat
Nr. 7 / 4. September 2007
#NeoRealismo
  4/11
kunst
NeoRealismo

Die Fotografen tragen eine Handschrift, die die Wirklichkeit nicht überzieht, sondern wirklichkeitsnah und vorurteilsfrei dokumentiert. Eine solche Bildsprache wäre ohne die Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit nicht denkbar. Sie bildete ihren Nährboden. Das Leben, das sie zeichnen, ist hart und karg. In den Gesichtern und Gesten der abgebildeten Menschen spiegelt sich strotzendes Leben und nicht die Spitzfindigkeit des Fotografen.

Kollektives Bewusstsein

Es sind eindringliche Bilder, die die Unmenschlichkeit einer historischen Epoche augenfällig machen, genauso wie der Film «Roma, città aperta» (1945) von Roberto Rossellini, der ins kollektive Bewusstsein eingegangen ist und ganze Generationen von Zuschauern geprägt hat.

Die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Italien der zwanziger und dreissiger Jahre haben die nachfolgenden Ereignisse stark beeinflusst. «Das Land war wirtschaftlich geprägt, der Unterschied zwischen Nord und Süd enorm, die wenigen Industriegebiete auf die Po-Ebene konzentriert» schreibt der Journalist und Schriftsteller Fabio Amodeo. «Diese Situation änderte sich während des zwanzigjährigen Faschismus nicht grundlegend. Die erschreckende Rückständigkeit und Armut breiter Landstriche blieb konstant. Diese Tatsache war weitgehend unbekannt, denn es war undenkbar, in einem totalitären Regime darüber zu sprechen oder zu berichten.»

«Mit dem Zusammenbruch des Faschismus gelang dem Neorealismus der Durchbruch. Die neue