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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#Wiedergehört: The Louvin Brothers, «Satan Is Real» (1959)
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musik
Wiedergehört: The Louvin Brothers, «Satan Is Real» (1959)

zwar mit Chet Atkins an der Gitarre und mit ein paar Rockabilly-Songs zu kontern, doch dem kurzfristigen Erfolg dieser Bemühungen folgte letztlich die Trennung 1963.

Zuvor schon feierten die Everly Brothers mit denselben Harmoniegesängen einen Erfolg nach dem anderen. Doch während diese stets die Louvin Brüder als ihre Inspiration bezeichneten, riet der Manager von Ira und Charles den beiden, sie sollten sich mehr nach den Everly Brüdern richten, wollten sie denn weiter Erfolg haben. Ira ertrug diese Schmach nicht und landete im Alkohol. Für «Satan Is Real» zogen die beiden noch einmal sämtliche Register ihres Könnens. Der Reinheit ihrer Gottesgesänge zum Trotz, unterzog sich Ira in diesen Liedern auch einer Beichte. «The Kneeling Drunkard’s Plea» und «The Drunkard’s Doom» zeugen von der Aufrichtigkeit der Bitte um Gnade. Das Plattencover hatten die beiden übrigens selber gestaltet. Ira kreierte aus Sperrholz einen mächtigen Teufel und die Steine übergossen sie mit Petroleum, um sie zum erglühen zu bringen. Kurz nachdem das letzte Foto im Kasten war, begannen die Steine ob der Hitze zu explodieren. Nur haarscharf entkamen die beiden den Trümmern.

Dennoch: die Harmonie dieser Lieder und das gemeinsame Auftreten gegen das Böse auf der Hülle ihrer Platte, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Iras Alkoholsucht die Brüder entzweit hatte. Ira starb 1965 an den Folgen eines Autounfalls (er war stockbetrunken). Seitdem haben unzählige Musiker die Songs der Louvin Brothers gecovert oder nennen sie als einer ihrer Haupteinflüsse. Emmylou Harris hatte mit «If I Could Only Win Your Love» ihren ersten Hit. Und der Country-Rock-Pionier Gram Parsons coverte mit The Byrds «The Christian Life» und als Solokünstler «Cash On The Barrelhead».

Rudolf Amstutz