Takashi Murakami, «The Castle Tin Tin»,
1998, Acryl auf Leinwand kaschiert
300 x 300 cm
Sammlung Ruth und Jake Bloom,
Marina del Rey, CA,  Courtesy Blum & Poe,
Los Angeles, ©1998 Takashi Murakami/
Kaikai Kiki Co., Ltd. All Rights Reserved

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Takashi Murakami
  8/10
kunst
Takashi Murakami

Diese künstlerische Identität, die heute so fulminant in einer Symbiose zwischen japanischer Popkultur, alten traditionellen Elementen und kapitalistischen Nachfragemodellen mündet, hat Murakami nicht von Beginn weg praktiziert. Was heute aussieht, als hätte er sich stets bloss dafür interessiert, einmal für Louis Vuitton Handtaschenmuster zu entwickeln und die populären Werte in seinem Heimatland zu hinterfragen, war bis Anfang der Neunziger bloss ein Versuch, Kunst zu machen, die sich an westlichen Ideen orientiert. Für Murakami war von Beginn weg Andy Warhol das Mass aller Dinge. Seine eigene Form der Pop Art fand er allerdings erst, nachdem der heute 44-Jährige 1994 ein Stipendium in New York erhielt und damit – fernab der Heimat – seine japanische Identität fand. Ausgerüstet mit einem Abschluss in «Nihonga» (einer Malrichtung des 19. Jahrhunderts, in dem traditionelle japanische Muster sich mit westlichen Einflüssen vermengten), erfand sich der Sohn eines Taxifahrers und einer Hausfrau in der Folge neu.

Seitdem bereist er die Welt, wenn er nicht in der eigenen Fabrik arbeitet (und mit Schlafsack auch dort übernachtet), hat in Brooklyn eine Zweigstelle errichtet, um die horrenden Transportkosten zu umgehen und verändert seine Kunst an der Schnittstelle von kreativem und künstlerischem Drang wirtschaftlicher Nachfrage weiter. In Frankfurt wird die in Brooklyn imposante auf zwei Etagen errichtete Retrospektive dieses aussergewöhnlichen Protagonisten wieder anders aussehen. Murakami errichtet seine Schau jeweils neu, passt sich den Räumen und Gegebenheiten an. Die Figuren sind dieselben und auch der Shop von Louis Vuitton wird nicht fehlen.