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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#«Every Thing Design»
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kunst
«Every Thing Design»

Das Atelier Oï (Aurel Aebi, Armand Louis und Patrick Reymond) aus dem bernischen La Neuveville (CH), hat eine effiziente und ästhetisch ansprechende, innovative Ausstellungsarchitektur geschaffen, deren «roter Faden» Querbezüge offenlegt und die Exponate in zehn, atmosphärisch dichte Themenblöcke gliedert. Den Auftakt bildet das Kapitel «Wandel» mit Objekten, die aus der Mode gekommen sind. Demgegenüber steht die «Konstanz», die sogenannte Klassiker präsentiert. Dort begegnet einem der Name Ettore Sottsass (1917-2007), italienischer Designer und Architekt, der zu den herausragenden Persönlichkeiten der Designgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört, mit seiner knallroten, tragbaren Schreibmaschine «Valentine», dessen Design er 1969 mit Perry King für Olivetti schuf. Die Rückwand bildet gleichzeitig den Abschlussdeckel für das Kunststoffgehäuse, in dem die Schreibmaschine transportiert wird. Sottsas hat später die Gruppe Memphis (existierte von 1981 bis 1988) mitbegründet, die eine neue Design-Ästhetik formulierte, die weder funktionalen, noch rationalen, oder gar ergonomischen Gesichtspunkten folgte. Ihre Entwürfe sind unkonventionell, kreativ-verspielt, knallbunt, oftmals unzweckmässig. Und sie veranstaltet damit in den 1980er Jahren eine Revolution des Alltagsdesigns, mit Auswirkungen für die internationale Designszene.

Der persönlichen Handschrift des Gestalters geht das Thema «Autorschaft» nach. Der Autor gilt als Garant für die Qualität eines Produkts. Das Plakat «Nie wieder Krieg» (1924) von Käthe Kollwitz taucht hier auf und die «Freitag-Tasche» (1993) von Daniel und Markus Freitag, die ein Beispiel dafür ist, wie eine Massenprodukt gleichzeitig ein Unikat sein kann.

GRAFIKSAMMLUNG
Hier wird Gebrauchsgrafik bzw. Graphic Design gesammelt, nicht Kunstgrafik. Damit unterscheidet sich diese Sammlung in ihrer Ausrichtung deutlich von anderen Grafischen Sammlungen in der Schweiz. Seit ihrer Gründung 1875 wurde in der Grafiksammlung des Museums für Gestaltung der weite Begriff der Gebrauchsgrafik, abhängig von Zeitgeist und jeweiliger Zielsetzung, auf vielfältige Art definiert, was zu einem unkonventionellen und spannenden Bestand führte. Ursprünglich als Sammlung kunsthandwerklicher und künstlerischer Vorbilder angelegt, umfasst die Grafiksammlung nahezu sämtliche grafischen Disziplinen, die für den Unterricht an der einstigen Kunstgewerbeschule von Bedeutung waren. Seither durch Schenkungen, Nachlässe und Ankäufe bereichert, finden sich hier über 100'000 Objekte aus der ganzen Welt, vom 15. Jahrhundert bis heute. Heute konzentriert sich die Grafiksammlung vor allem auf die europäische und insbesondere auf die schweizerische Gebrauchsgrafik. Aktuelle Schwerpunkte bilden Typografie und Akzidenzgrafik.