«Zungsang-Skt.Adolf-Roosali», 1917
Bleistift, Farbstift und Collage auf
Zeitungspapier. Aus: Hefte mit Liedern
und Tänzen, Heft 15, S.383, 99 x 69 / 70 cm
© Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern
man meinen könnte, einmal sei das Werk doch erschöpfend mitgeteilt und ausgestellt worden. Dem ist überraschender Weise nicht so. Erstmals gezeigt wird die grosse «Skt. Adolf,=Schatz’I=Füerungs=Fahne» von 1917, einem Konvolut aus 49 Farbstiftzeichnungen mit rückseitigen Texten. Die «Skt. Adolf,=Schatz’I=Füerungs=Fahne» zeichnete Wölfli in nur einem Monat und verkaufte oder verschenkte die einzelnen Blätter anschliessend. Zuvor entwarf er aber ein Konzept für die Hängung, welches sie zu einer prunkvollen Fahne zusammenfügte.
Es ist immer aufs Neue wunderbar als Besucher in diese virtuellen Welten einzutauchen, sich auf Wölflis Fabulieren einzulassen und dadurch phantastische Reisen durch imaginäre Raum- und Zeitwelten zu machen. Sogar New York und das Hotel Waldorf Astoria waren Wölfli ein Begriff. Woher er auch immer seine Inspiration zu seinen Bildvisionen nahm, es macht den Anschein, als sei er um die halbe Welt gereist, würde fremde Länder, Völker und Sitten aus eigener Anschauung kennen. Inspiriert haben ihn indes nur Zeitschriften (u.a. «Über Land und Meer») oder Atlanten aus der heimeigenen Bibliothek. Die «Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung» war nach der göttlichen die zweite Schöpfung, sie war der radikale Entwurf einer neuen Welt und gleichzeitig eine mehrfache Spiegelung der bestehenden Aussenwelt.
Adolf Wölflis Biographie ist eine Krankengeschichte. Mehr als die Hälfte seines Lebens – 35 Jahre – bis zu seinem Tod verbrachte er in der Psychiatrischen Klinik Waldau bei Bern. Adolf Wölfli wird am 29. Februar 1864 in Nüchtern zu Bowil im schweizerischen Emmental geboren «als Kind armer