In den mehr oder weniger langen Episoden der bisherigen beiden «GUS»-Bände versucht Blain nicht einmal ansatzweise, seine Westernauffassung in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen. Es lebe der Anachronismus und das Allgemeinmenschliche, das sich in Gus’ Promiskuität, Clems’ Pendeln zwischen Familienleben und amouröser Freiheit sowie in Gratts’ Faulheit ausdrückt. Der Langnasige, der Rotschopf und der Blonde. Wenn die drei in ihrer abgelegenen Hütte einen neuen Coup oder einen Frauenraubzug planen, kommt so etwas wie heutige Studenten-WG-Stimmung auf: «Ich glaub’s nicht! Gratt, nimm deine stinkenden Klamotten da weg. Du siehst doch, dass ich putze!»
Der polygame Gus mit seiner überlangen Pinocchio- Nase übt das Delinquenten-Metier letztlich nur der Faszination halber aus, welche Frauen auf ihn ausüben. Eine völlig hedonistische Daseins- Motivation. Was soweit geht, dass Gus einer Bankangestellten zuliebe einen Überfall tätigt und sich ins wilde Pokern stürzt, bloss um bei der Dame persönlich ein Bankkonto eröffnen zu können. Den meisten Stress unter den dreien hat Clem, der sich ständig um seine geliebte Familie kümmern und dann gleich wieder Überfälle mitmachen muss. Doch auch Clem profitiert in «GUS» von der allgegenwärtigen Laissez-Faire-Stimmung, meint doch Isabella, seine Geliebte: «Egal, wie viele Frauen und Kinder du hast, du bist mir immer herzlich willkommen, wenn du in der Gegend bist, Mann mit den schönen Armen.»
Die lockeren Sitten und die ebenso losgelösten Zeichnungen, mit denen Blain in aller Schlichtheit Landschaften, dräuende Wolkenhimmel, Canyon- Düsternis und Waldesdunkel einfängt,