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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Jonathan Miles: «Dear American Airlines»
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literatur
Jonathan Miles: «Dear American Airlines»

Benjamin R. Ford hat sich die Reise anders vorgestellt. In New York gestartet, hätte er abends in Los Angeles eintreffen sollen, um an der Hochzeit seiner einzigen Tochter teilzunehmen. Doch das Wetter will es anders. Ford sitzt in Chicago fest, obwohl draussen vor dem Terminal unmissverständlich – aber auch unverständlich für die Fluggäste – die Sonne scheint. Und deshalb sitzt der Frust tief. Vor allem bei Ford. Der entschliesst sich nämlich einen Brief an American Airlines zu schreiben. Weil er genug Zeit hat, aber vor allem auch weil sein ganzes Leben an diesem Flug hängt.

Im ersten Roman des Kolumnisten Jonathan Miles (er schreibt unter anderen die «Cocktail»-Kolumne in der New Yorker Sunday Times) ist es gleich von Beginn weg wie im richtigen Leben. Wenn Menschen sauer oder wütend werden, dann sind zu Beginn immer die anderen schuld. Das ist bei Benjamin R. Ford nicht anders. Seine Tochter, Stella junior, hat er seit sie noch ein kleines Mädchen war, nicht mehr gesehen. Und er erinnert in seinem Brief daran, dass er ihr damals hoch und heilig versprochen hatte, sie irgendwann an den Traualtar zu geleiten. Dass dies nicht klappt, dafür macht er nun die Airline verantwortlich. Zu Beginn wenigstens.

Doch zwischen dem Versprechen an die Tochter und dem nächtlichen Zwangsaufenthalt an diesem Flughafen liegt ein ganzes Leben. Und irgendwann wird sich Ford klar, dass für dieses grosse Dazwischen nur einer verantwortlich ist: er selber. Das Leben als eine grosse Baustelle. Die Mutter Miss Willa